Kino am Turm Zürich

Der vermessene Mensch
Dienstag, 10. Juni, 19 Uhr
Höhenring 56, 8052 Zürich
Der vermessene Mensch
Wissenschaft und deutsche Kolonialverbrechen
Berlin 1896. Im Zuge der sogenannten Völkerschau begegnet der junge Wissenschaftler Alexander Hoffmann der Herero-Frau Kezia Kambazembi. Auf der menschenverachtenden Kolonialausstellung herrscht Jahrmarktstimmung. Der ehrgeizige Ethnologe ist fasziniert. Doch Kezia ist nicht gekommen, um sich begaffen zu lassen. Mit einer Delegation ihres Volkes ist sie als Dolmetscherin ins ferne Deutschland gereist, um mit Kaiser Wilhelm II Sicherheitsgarantien auszuhandeln. Denn die Situation der Herero und Nama in der Kolonie Deutsch-Südwestafrika ist unerträglich. Alexander wird im heutigen Namibia Zeuge eines Völkermordes durch die Deutschen. Und auch er selbst versagt moralisch, denn die wissenschaftliche Karriere wird ihm wichtiger als seine Überzeugung, dass es keine biologischen Unterschiede zwischen den Völkern gibt.
Der vermessene Mensch ist nicht nur der erste Film, der ein wenig bekanntes Kapitel deutscher Kolonialverbrechen auf die grosse Leinwand brachte. Er zeigt auch, wie die Wissenschaft vom kolonialen System profitierte. Heute noch lagern tausende Totenschädel in deutschen Sammlungen, mit denen rassistische Theorien begründet worden sind. Mit der Vermessung von Schädeln glaubte man, Intelligenz und Rasse bestimmen zu können. Der aufwühlende Film spielt an Originalschauplätzen.